Selbstverteidigung und Hilfe
Wir haben sie schon gesehen, die Menschen, die sich im Netz gegen rechtes Gedankengut engagieren. Und die dafür oft angegriffen werden. Sie brauchen Unterstützung, sei es rein ideell oder auch durch ganz konkrete Hilfe.
Ab vor Gericht!
Die bietet zum Beispiel „HateAid“. Hier werden Menschen unterstützt, die digitale Gewalt erfahren. Dies geschieht mit emotionaler Unterstützung, Hilfe zur Selbsthilfe oder auch Informationen zu den Strategien der Täter – ganz individuell am Telefon. Außerdem hilft „HateAid“ bei der strafrechtlichen Verfolgung, unter Umständen sogar mit einer Prozesskostenhilfe. „Hassmelden“ vereinfacht die Meldung von möglicherweise strafrechtlich relevanten Inhalten – dort werden sie geprüft und stellvertretend zur Anzeige gebracht. Dass mehr Hass-Inhalte angezeigt werden, ist auch Ziel der Initiative „Verfolgen statt nur löschen“ von der Landesanstalt für Medien NRW und der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime bei der Staatsanwaltschaft Köln. Ihr haben sich viele Medienhäuser in NRW angeschlossen, auf deren Seiten nun Kommentare nicht nur einfach gelöscht, sondern gesichert und gemeldet werden. Dies auch, damit die Urheber nicht immer weitermachen und womöglich sogar denken, dass ihre Kommentare einfach so und ohne Grund gelöscht werden – wo dieses Vorgehen den Medien ohnehin immer unterstellt wird. Über 700 Kommentare wurden seit 2018 im Rahmen dieser Initiative zur Anzeige gebracht.
Kontra geben
Aber auch wenn Kommentare nicht strafrechtlich relevant sind, lohnt es sich, etwas dagegen zu unternehmen. „BITTE WAS?! – Kontern gegen Fake und Hass“ gibt insbesondere Jugendlichen Tipps, wie sie gegen fiese Kommentare vorgehen und Solidarität zeigen können. Hierzu bieten sie auch Sticker an und haben einen Kreativitätswettbewerb gestartet, dessen Gewinner bei der digitalen Preisverleihung am 2. November gekürt werden. Auf der Website gibt es außerdem viele Informationen für Lehrer. Die App „Konterbunt“ kümmert sich um Kommentare im Offline-Leben: Hier kann man schlagfertiges Verhalten trainieren für den rassistischen Spruch auf der Familienfeier, einen sexistischen Witz im Bus oder eine abfällige Bemerkung über Geflüchtete in der Kneipe.
Humor und Hashtags
Mit Ironie und Satire wehren sich die „Hooligans gegen Satzbau“ stellvertretend gegen menschenverachtende Kommentare. Der Name resultiert aus der oft irritierenden Grammatik und Rechtschreibung der rechten Akteure. Hier wird die „Rechts-Schreibung“ korrigiert. Inzwischen haben die Hooligans gegen Satzbau ihre Aktivitäten aber ausgeweitet, kommentieren das aktuelle Geschehen, sind gut vernetzt und bieten unter anderem eine „Einzelfallkarte“ von Vorfällen bei der Polizei. Auch mit Hashtags kann man sich wehren. Als zu Beginn der Corona-Pandemie vermehrt asiatisch gelesene Menschen ausgegrenzt, rassistisch beschimpft und für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht wurden, kamen die Hashtags #ichbinkeinvirus und #iamnotavirus auf, unter denen diese Erfahrungen sichtbar gemacht wurden und für Solidarität sorgten. Ein Klassiker der Verteidigung gegen Hasskommentare ist #ichbinhier. Ausgehend von einer Facebook-Gruppe organisieren sich die zahlreichen Aktivist*innen perfekt, um die Kommentarkultur zu verbessern und geballt Hassrede entgegenzusteuern. 2015 haben sie für ihre Aktivitäten einen Grimme Online Award erhalten. Auch in der Gaming-Szene gibt es ein Problem mit menschenfeindlichem Gedankengut – aber es gibt auch Teile der Community, die sich lautstark dagegen aussprechen. Das machen sie unter anderem über Twitter und auf der Website „Keinen Pixel den Faschisten“. Dort gibt es neben aktuellen Hinweisen auch fundierte Hintergrundartikel.
Welche Angebote gibt es noch, die Opfer von Hass und Gewalt im Netz unterstützen und Tipps für das eigene Verhalten geben? Hinweise nehmen wir gerne per Mail, bei Facebook, Instagram oder Twitter entgegen.
von Vera Lisakowski