Die Augen öffnen

Veröffentlicht von jw am

Aufmerksamkeit für rechtes Gedankengut und rassistische Angriffe brauchen wir in unserer Gesellschaft. Denn weißen Deutschen bleibt dies oft verborgen, sie können die Lebenswelt von People of Color nicht nachvollziehen und sehen oft die Probleme gar nicht. Und viele Betroffene äußern sich nur ungerne darüber, fressen ihre Erfahrungen in sich hinein. Aber es gibt Angebote und Menschen im Netz, die darauf aufmerksam machen – von emotional bis analytisch.

Alltägliche Rassismuserfahrungen

Großen Erfolg hat der Instagram-Kanal „Was ihr nicht seht„, den Dominik Lucha nach dem Tod von George Floyd eingerichtet hat. Obwohl es den Kanal erst seit Juni gibt, verfolgen bereits über 100.000 Menschen die anonymisierten Zitate, die alltägliche Rassismuserfahrungen schildern: von nachlässigen Bemerkungen im Freundeskreis bis zu unfassbaren Beschimpfungen auf der Straße oder Lehrern, die ihre Schüler offen rassistisch behandeln. Neben der neuen Sichtbarkeit belegen die Zitate auch, wie lange die Betroffenen damit zu kämpfen haben, wie sehr sie rassistische Erfahrungen verletzen und verunsichern.

Zwischen Empowerment und Erklärung bewegt sich „say my name“ auf Instagram und YouTube. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat dieses Projekt für eine Zielgruppe von jungen Frauen initiiert, bei dem Influencerinnen auf ihren jeweiligen Kanälen Videos zu den Themen Ausgrenzung oder Diskriminierung veröffentlichen. Zusammengeführt in einer Playlist und in einem Instagram-Feed, kann es die Betroffenen bestärken und allen anderen in ihrem Verhalten helfen.

Um das Video anzuzeigen, ist ein Verbindungsaufbau zu YouTube erforderlich. Durch YouTube werden bei diesem Vorgang auch Cookies gesetzt. Details entnehmen Sie bitte der YouTube-Datenschutzerklärung.

Eine andere Form von Empowerment betreibt „RosaMag„. Eigentlich ein Online-Lifestyle-Magazin für afrodeutsche Frauen, widmet es sich persönlich, unterhaltsam aber auch analytisch immer häufiger Fragen von kultureller Identität. Lehrreich auch für diejenigen, die nicht zur ursprünglichen Kernzielgruppe gehören.

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Sensibilisierung über Social Media

Analytisch schreibt auch Stephan Anpalagan mit seinen Beiträgen auf Twitter und Facebook. Er äußert sich über politische Zusammenhänge, macht auf Missstände aufmerksam, bringt aber auch seine eigene Erfahrung ein.

Beim Social Community Day hat er mit Moderator Michel Abdollahi darüber gesprochen, wie derzeit die gesellschaftliche und politische Lage in Punkto Rassismus und Rechtsextremismus ist und welche Rolle Social Media diesbezüglich spielt.

Islamwissenschaft verständlich

Mit Islamfeindlichkeit setzt sich das Blog „Schantall und die Scharia“ auseinander. Der Journalist und Islamwissenschaftler Fabian Goldmann schreibt über Stammtischparolen und über Medienberichterstattung. Dabei will er aber auch hinterfragen, woher Islamfeindlichkeit kommt – warum wollen wir ständig „Fremdes“ identifizieren? Welche doppelten Standards sind charakteristisch? Wer treibt die Panikmache an? Heraus kommt ein verständlich geschriebenes Blog, mit dem man tief in das Thema eintauchen kann.

Weitere Angebote und Personen, die sich speziell dem Thema Rassismus widmen, haben wir bereits in dem Beitrag „Rassismus in Deutschland: zuhören & verstehen“ vorgestellt.

Welche Angebote gibt es noch, die Opfer von Hass und Gewalt im Netz unterstützen und Tipps für das eigene Verhalten geben? Hinweise nehmen wir gerne per Mail, bei Facebook, Instagram oder Twitter entgegen.


von Vera Lisakowski