Workshop „Livestreaming im Journalismus“
Livestreaming: Handwerkszeug für die TV-Autonomen
mit Gunnar Sohn
Erfüllen sich mit Livestreaming-Diensten wie Periscope, Meerkat und Hangout on Air die emanzipatorischen Utopien der Schriftsteller Berthold Brecht und Hans-Magnus Enzensberger?
Der Rundfunk müsste demnach aus dem Lieferantentum herausgehen und den Hörer als Lieferanten organisieren. Seine Gedanken brachte Brecht zwischen 1927 und 1932 und bezogen sich natürlich „nur“ auf den Hörfunk. Visionäre Gedanken in einer Zeit, wo man über Jedermann-Technologie für den Rundfunk noch nicht einmal in Ansätzen verfügte. Radio und später Fernsehen waren schon aus Kostengründen für Otto-Normalverbraucher unerschwinglich. Aber selbst im Jahr 1970, als Enzensberger seinen „Baukasten zu einer Theorie der Medien“ entwickelte, war man noch weit entfernt von den Bedingungen, die wir heute vorfinden. Wie auch Brecht fordert er, dass die Distributionsapparate in Kommunikationsapparate umgewandelt werden. Dazu müssten alle Medien offen stehen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, sich ungehindert zu informieren und auszutauschen. Und das gehe nur, wenn man die Trennung zwischen Produzenten und Rezipienten überwindet.
Heute ist es möglich: Jedermann-TV für die Nachbarschaft – also hyperlokale Formate, die beispielsweise der TV-Journalist Kai Rüsberg im Ruhrpost umsetzt. Mobil und stationär sind die Möglichkeiten zum Senden und Empfangen von Audio- und Videobeiträgen nahezu unbegrenzt. Der Workshop zu Livestreaming demonstriert, wie man ohne Ü-Wagen und aufwändiger Technik eigene Sendeformate entwickeln kann.